Meist sind wir im Training mit Rabauken und selbstbewussten Hunden konfrontiert, denen zuhause die Grenzen und an der Leine die Führung fehlt. Was aber, wenn der Hund, der im Training steht, ängstlich ist? Ich hatte mit meiner eigenen Hündin eine solche Erfahrung gemacht: Der ohnehin sehr sensible Hund hatte nach einer misslungenen Prüfungssituation aus unerfindlichen Gründen Angst vor der Fußarbeit, zuckte weg und entzog sich der Nähe zum Hundeführer. Ich habe aber nicht aufgegeben und immer wieder versucht, herauszufinden, in welchen Situationen sie sich schreckte. Auszuschließen war die örtliche Komponente – da, wo sich der Vorfall ereignet hatte, trainieren wir ohnehin nicht. Dann konnte ich sogar mich als Auslöser ausschließen, weil meine Hündin auch bei anderen Hundeführern schreckhaft reagierte. Ich setzte also auf den Faktor Zeit und ließ dem Hund einige Monate Zeit, das Vorgefallene zu verarbeiten.
Und dann kam ich auf eine weitere Idee: Ich trainierte statt des erlernten „Fuß“-Kommandos einfach ein neues Kommando, - in unserem Falle „Close“ - auf das sich der Hund nahe an meinem Körper ausrichtete. Ich versuchte auch, meine Hände kaum zu benützen, weil der Hund scheinbar den Griff zur Jackentasche missinterpretiert hatte und daraufhin oft wegsprang. Kein leichtes Unterfangen, einen Hund, der eigentlich OB2-fertig ist, wieder in die Basics einzuweisen. Monatelang trainierte ich ohne Zuschauer in meiner kleinen Halle und irgendwann signalisierte mir der Hund, dass er wieder mit Freude an der Arbeit war. Vor allem die Übungen auf Distanz klappten gut.
Dann wechselte ich den Trainingsplatz im Freien und ließ die Hündin erst wochenlang am Gelände nur spielen. So positiv verknüpft, nahm ich sie wieder hin und wieder zum Training mit uns erkannte, dass der Hund zwar nicht ganz so gelöst wie zuhause, aber doch wieder arbeitseifrig war. Also begann ich ganz alleine mit leichten Übungen und versuchte, schrittweise wieder an unseren letzten Trainingsstand anzuschließen.
Da stehen wir heute. Sicher ist, dass bei einem ängstlichen Hund im Training mit einem erfahrenen Trainer Ursachenforschung betrieben werden muss. Mit Gewalt und Hauruck-Methoden geht da gar nichts. Und es wäre auch widersinnig, einen ohnehin ängstlichen Hund weiter zu verunsichern. Gefragt sind hingegen gute Ideen und neue Trainingsansätze. Lasst genug Zeit verstreichen, behaltet aber euer Ziel im Auge. So könnt ihr in Babyschritten das Training fortsetzen und mit Geduld, Liebe und Konsequenz an euer Ziel kommen.
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