Wer sich auf ein Hundekind freut, nimmt gedanklich an jedem Entwicklungsschritt teil, auch wenn die Mutterhündin beim Züchter ist. Trotzdem ist man im Herzen ständig dabei und besucht nach Möglichkeit den Züchter und den auserkorenen Wurf – und in Folge auch das ausgewählte Hundekind - so oft wie möglich. Wie entwickelt sich nun ein Welpe aus wissenschaftlicher Sicht?
In der Aufzucht spricht man von der neonatalen Phase, wenn die Welpen neugeboren sind bis hin zum 14. Lebenstag: In dieser Zeit quieken die kleinen Hunde, wenn sie isoliert sind und dieser „Hilfeschrei“ animiert die Mutter, den abseits liegenden Welpen warm zu lecken und wieder zu den Geschwistern und zu sich robben zu lassen. In Sachen Bewegung sind in diesem Alter nur die so genannten Pendelbewegungen möglich, mit deren Hilfe der Welpe die Mutter als Nahrungs- und Wärmequelle wiederfindet. Ausgeprägt sind erst Tast- und Geruchssinn, sowie das Geschmacksvermögen. In dieser Zeit sollte der Züchter den kleinen Babys ein angenehmes Umfeld schaffen, sie immer wieder mal berühren, täglich das Gewicht und den Nabel kontrollieren.
Vom 14. bis zum 21. Tag spricht der Fachmann von der Übergangsphase: Das Augenlid öffnet sich nun Stück für Stück, auch die Ohren öffnen sich, das zielgerichtete Sehen nimmt zu, die Auseinandersetzung mit der Umwelt beginnt. Muskeln werden jetzt schon koordinierter eingesetzt – dies beginnt am Kopf, der jetzt schon gehoben und länger gehalten werden kann, die Vorder- und Hinterläufe werden sukzessive unter den Körper gebracht und damit können schon gezieltere Bewegungen vollzogen werden. Außerdem setzt der Welpe jetzt schon selbstständig Kot und Urin ab und die ersten Milchzähnchen erscheinen. Jetzt sind die Berührungskontakte besonders wichtig. Aufheben und Streicheln empfindet der Welpe als angenehm und schafft so erste positive Verknüpfungen mit dem Anblick des Menschen.
Die Prägungsphase zwischen der 4. und der 7. Woche ist die wichtigste Zeit im Leben des Welpen: Die Sinnesorgane sind voll ausgebildet, jetzt beginnt die Anpassung an die Umwelt. Die Welpen starten ihre ersten Versuche, das Nest zu verlassen und beginnen deutlich zu kommunizieren: Da wird Imponiergehabe gezeigt, Demutgesten eingesetzt, geknurrt, gebellt etc. – auch die Mutter wird in dieses Spiel miteinbezogen, sie maßregelt die Kleinen aber entschieden, wenn sie zu weit gehen. Nun ist der Kontakt mit Menschen ganz wichtig, auch alles „Ungewöhnliche“ soll erfahren werden: Menschen an Krücken, Stöcken, mit Hut, mit Regenschirm, Kinder, alte Menschen, Rollstühle – niemals darf dieser Kontakt unangenehm sein! Ebenfalls sprechen Welpen jetzt schon auf Beute an und können mit Bällchen, Lappen und anderen beweglichen Gegenständen spielen. Der Züchter schafft jetzt idealerweise eine spannende Umgebung mit verschiedenen Untergründen, beweglichen Geräten etc.
Die Sozialisierungsphase von der 8. bis zur 16. Woche ist jene Zeit, in der der Welpe meist zu seiner neuen Familie kommt. In dieser Zeit ist es ganz wichtig für den jungen Hund, seine neuen Menschen und seine neue Umgebung positiv kennen zu lernen. In dieser Phase ist der Welpe sehr aufgeschlossen und passt sich rasch an neue Gegebenheiten an. Die ersten erzieherischen Maßnahmen werden gesetzt, der Welpe lernt erste Tabus kennen. Normalerweise ist der Kleine jetzt auch bereit, leicht neue Autorität anzuerkennen. In dieser Zeit kann man viele Verhaltenszüge, die man später haben will, fördern, ohne den kleinen Hund zu überfordern.
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