Es tut uns richtig weh, mitansehen zu müssen, dass unsere Hunde mitunter Angst haben. Aber ist es eigentlich Angst oder ist es vielmehr Furcht, Vorsicht, Ängstlichkeit, Phobie? Da gibt es einige wesentliche Unterschiede, die wir uns in der Folge einmal etwas genauer anschauen wollen.
- Zunächst gibt es speziell unter Welpen eine gewisse Unsicherheit – oder nennen wir es Vorsicht –, bei der Neugier und Fluchtverhalten im steten Wechsel auftreten.
- Als Furcht bezeichnen wir einen konkreten Auslöser, der als Reaktion den Angriff, die Flucht oder die Erstarrung nach sich zieht.
- Die Angst bezieht sich auf einen unbestimmten Reiz, der keinen konkreten Auslöser hat und sich durch gesteigerte Aufmerksamkeit oder im Gegenteil durch Passivität zeigt.
Der Hund zeigt uns seine Angst durch eine geduckte Körperhaltung, meist eingeknickte Beine, durch nach hinten angelegte Ohren, eine lange Maulspalte, die Rute wird tief getragen und kann unter dem Bauch in Richtung Kopf zeigen, die Augen des ängstlichen Hundes sind entweder schmale Schlitze oder weit aufgerissen, in jedem Fall sind aber die Pupillen vergrößert. Der Hund entscheidet in angsterfüllten Situationen ob er nach „vorne“ gehen wird und defensives Abwehrdrohen zeigt oder ob er durch submissives Verhalten und Unterwerfung bereit ist, nach „hinten“ zu gehen.
Vom Zeitraum der Reaktion betrachtet, ist die Furcht ein kurzfristiger Zustand, die Ängstlichkeit hingegen ist ein langfristiger Zustand. Beide sind aber in gewissem Ausmaß therapierbar, wohingegen die Phobie weitestgehend behandlungsresistent ist. Der phobische Hund hat etwa Angst vor Gewittern und egal, wie laut es ist, wird er die gleiche Art der Panik zeigen. Die Angst ist also abhängig von der Intensität des Auslösers - wenn der Auslöser verschwindet, ist auch die Angst vorbei. Die Phobie ist unabhängig von der Stärke des Auslösers und die Reaktion ist auch nicht vorbei, sobald der Auslöser verschwunden ist, sondern kann noch stundenlang danach fortdauern.
Auslöser für Angst bei Hunden sind oft Geräusche, wie jene des Staubsaugers, auch Gewitter oder Feuerwerk, genauso zeigen manche Hunde aber Angst vor dem Alleinebleiben, vor dem Autofahren, vor Männern, Kindern, Fremden (Menschen wie Hunden).
Eine Phobie beim Hund ist weitgehend therapieresistent. Wobei der Hund beim Auftreten von manchen Dingen eine natürliche Angst entwickelt – Schmerz, laute Geräusche, unbekannte Situationen oder schnelle Bewegungen gehören dazu – genauso gibt es aber die „erlernte Angst“, bei der der Hund einen ursprünglich neutralen Reiz mit einem Auslöser fälschlicherweise verknüpft. Also beispielsweise erhält er einen Leinenruck, der weh tat, just in dem Moment, als er einen Bus vorbeifahren sah – und wird fortan den Bus mit dem Schmerz verknüpft haben. Reaktion: Jeder Bus wird angesprungen, im schlimmsten Fall gejagt, sensible Hunde hingegen werden Angst vor Autobussen entwickeln, weil der Bus durch die schlechte Erfahrung mit diesem Auslöser assoziiert wird. Dieses Verknüpfen funktioniert natürlich auch im positiven Sinne: Wenn unser Hund ein paar Mal, während wir in der Küche mit den Töpfen geklappert haben, einen Kauknochen bekommt, wird er sich mitten in die Küche legen, sobald wir kochen, weil das Klappern der Töpfe mit etwas Angenehmem verknüpft ist.
- Sicher ist, dass Hunde, die in ihrer Welpen- und Pubertätszeit des Öfteren mit Angst konfrontiert waren, sich auch im späteren Leben tendenziell ängstlich zeigen werden. Das ist - wissenschaftlich betrachtet - wie ein feiner Draht im Gehirn, der durch Benutzung immer dicker und „erfahrener“ wird. Speziell die Zeit bis zur 12. Woche ist bei Welpen eine sensible Phase der Angstentstehung. Werden hingegen unbekannte Reize in diesem Lebensabschnitt immer wieder erkundet und dann als harmlos oder beherrschbar eingestuft, wird der Hund im Großen und Ganzen weniger ängstlich werden.
- Auch die zweite Hälfte des ersten Lebensjahres ist eine heikle Phase, da Forscher bewiesen haben, dass dann quasi das Gehirn noch einmal neu verdrahtet wird, alte Erfahrung auf ihre Richtigkeit geprüft und neu eingestuft werden.
- Und zu guter Letzt werden auch unsere Seniorenhunde wieder ängstlicher als im Erwachsenenalter, da dann schon die Sinnesorgane ein wenig ihrer Leistungsfähigkeit einbüßen.
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